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AutorenbildPeter Wallner

Pressemitteilung zur Klimaumfrage bei deutschen Wohnungsunternehmen

Resultat des klimaneutralen Bestandsumbaus in der Wohnungswirtschaft:

  • 70 % aller aktuellen Neubauprojekte stehen auf der Kippe

  • Mittelfristig kommt bei jedem vierten Wohnungsunternehmen der Neubau zum Erliegen, bei weiteren 55% geht der Neubau künftig stark zurück

Essen, 07.03.2023 – „Der Neubau wird unter die Räder kommen, das zeigt unsere jüngste Branchenbefragung von 67 Wohnungsunternehmen aller Größenklassen und Rechtsformen deutlich“, sagte Peter Wallner, geschäftsführender Gesellschafter der auf die Wohnungswirtschaft spezialisierten Unternehmensberatung Connekt aus Essen. Bei den aktuellen Neubauprojekten werden bei 30 % der Antwortenden noch nicht begonnene Vorhaben gestoppt, bei 40 % wird nur noch ein Teil der aktuellen Projektpipeline realisiert. Mittelfristig, also im Hinblick auf die nächsten fünf Jahre, wird bei jedem vierten Unternehmen der Neubau komplett zum Erliegen kommen, bei 55 % wird er deutlich zurückgehen.

„Jedes zweite Unternehmen führt dies auf die Fokussierung auf den klimaneutralen Bestandsumbau zurück. Beschränkte finanzielle Ressourcen und Personalkapazitäten lassen offenbar nichts anderes zu“

Dabei wird deutlich, dass die Anstrengungen, die deutsche Wohnungswirtschaft klimaneutral zu gestalten, auf ein ohnehin höchst anspruchsvolles Umfeld treffen. Als wesentliche Belastungsfaktoren wurden vor allem die Zinsentwicklung (81 %), die gestiegenen Baukosten (79 %), die unsichere Förderkulisse (58 %) und die Repriorisierung aufgrund des Klimapfades (43 %) genannt.

Insgesamt 92% aller Unternehmen arbeiten mittels Klimastrategie an dem politischen und gesellschaftlichen Ziel der Klimaneutralität, allerdings verfügt nur eine Minderheit der Unternehmen (15 %) nach eigenen Angaben über eine abgeschlossene Klimastrategie. Einer der ersten Schritte zu einer Klimastrategie, eine systematische Bestandsanalyse, liegt dagegen in vielen Fällen vor. Insofern dürften die mit den Klimazielen verbundenen Aufwendungen im Bestand bekannt sein, so Wallner. Die dort ausgewiesenen jährlichen Investitionsbedarfe übersteigen allerdings zumeist erheblich das Investitionsvolumen (Bestandsentwicklung, Zukäufe, Neubau) der letzten Jahre. 87 % der Antwortenden gehen folgerichtig davon aus, dass sie ihre bisherige Sanierungsstrategie im Zuge der Entwicklung des Klimapfades ändern müssen.

Bemerkenswert ist die exemplarische Selbsteinschätzung eines an der Umfrage teilnehmenden Wohnungsunternehmens, dass es mit der Klimaneutralität „finanziell, personell und im Hinblick auf Know-How sehr schnell überfordert sein wird“. Auch die geringen Spielräume bei den Mieten erschweren nach Aussagen der Unternehmen die Finanzierbarkeit des klimagerechten Umbaus.

„Nennenswerte Teile des Bestandes sind nicht zu Null- oder sogar Plusenergiegebäuden zu ertüchtigen, jedenfalls nicht zu Kosten, die Sinn machen“, erklärte Connekt-Chef Peter Wallner. Und weiter: „Die Wohnungsunternehmen haben die Herausforderung zum überwiegenden Teil angenommen. Nun brauchen wir eine Technikoffenheit zur Erreichung der Ziele, statt ständig neuer kurzfristiger Restriktionen. Hier ist also die Politik in der EU und im Bund gefragt. Darüber hinaus muss das Tempo bei der Konzeption und Planung lokaler und regionaler Wärme-Netze deutlich forciert werden. Kommunen und Landespolitik sind hier gefordert.“

Neben regulatorischen und ökonomischen Herausforderungen bereiten auch der Fachkräftemangel und der hohe Innovationsdruck Sorgen. Nicht zuletzt betonen die befragten Unternehmen, wie wichtig die Qualifizierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bspw. hinsichtlich digitaler Steuerungstechnologien ist. Dazu gehören u.a. der digitale Heizungskeller, die Fernauslesung der Wärmeverbräuche und die automatisierte Heizkostenverteilung.

Wallner abschließend: „In den Wohnungsunternehmen sind nun Managementqualitäten gefordert und die Politik muss in Europa, im Bund aber auch kommunal und regional ihren Beitrag leisten. Ich bin überzeugt, dass der Gebäudesektor dann - aber auch nur dann - der Komplexität der Jahrhundertaufgabe Klimaneutralität gewachsen ist.“

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